16. März 2021 Sudan, Projektberichte

Feeding-Programm gegen Unterernährung

In unserem Krankenhaus im Südsudan behandeln wir viele Kinder und Säuglinge, die an Unter- oder Mangelernährung leiden.

Besonders während der Regenzeit herrscht Hunger und Unterversorgung

Die vorherrschende Armut, die schlechte Versorgungslage und der daraus resultierende Hunger führen besonders bei den Kleinsten zu einer Unterversorgung. Cap Anamur nimmt daher monatlich stark unterernährte Kinder in ein Feeding-Programm auf. Der Südsudan und besonders die Nuba-Berge sind eigentlich ein fruchtbares Gebiet. Wäre nicht der jahrzehntelange Krieg, der die Menschen zur Flucht bewegt, Dörfer zerstört und eine ertragreiche Landwirtschaft nahezu unmöglich macht. Denn die Menschen leben in der ständigen Unsicherheit, erneut bombardiert zu werden.

Daher sind viele Menschen in die Nuba-Berge geflohen, wo die steinigen Höhlen ihnen Zuflucht bieten. Dafür haben sie aber meist ihr Zuhause und ihren Landbesitz verlassen müssen. In den Bergen können sich die Menschen nur eingeschränkt selbst versorgen und durch eine fehlende Infrastruktur ist die Versorgung mit Lebensmitteln und sauberen Wasser nur unzureichend vorhanden. Die schlechte Versorgungslage lässt die Armut und den Hunger ansteigen. Besonders betroffen sind Säuglinge, Kleinkinder und Kinder. Der Anteil an unterernährten Kindern ist hoch. In der Regenzeit, wenn die Vorräte aus dem Vorjahr verbraucht sind und die neue Ernte noch nicht eingeholt werden kann, nimmt der Hunger stetig zu. Und die geschwächten Kinder können dann auch den aufkommenden Malaria-Infektionen kaum noch etwas entgegensetzen.

Zwar sind im Cap Anamur Krankenhaus in den Nuba-Bergen das ganze Jahr über unterernährte Kinder, doch in der Regenzeit verdoppelt sich deren Anzahl. Denn die Unterversorgung der Kinder und die daraus resultierende Sterblichkeit nimmt besonders in der Regen- und Malariazeit deutlich zu.

Feeding-Programm gegen Unterernährung im Cap Anamur Krankenhaus in Lwere

Mit dem Feeding-Programm wird eine ständige Zufuhr von adäquaten Nahrungsportionen gewährleistet. Der Ernährungsstatus der Kinder wird über einen längeren Zeitraum deutlich verbessert. Oberstes Ziel ist es, dass das Körpergewicht der Kinder in einen Normzustand gebracht wird. Dieser Prozess muss medizinisch begleitet werden, damit die Kinder bei falscher oder zu viel Nahrungsgabe keine negativen Folgen erleben. Im abschließenden Outfeeding-Programm wird die Entwicklung der Kinder noch einige Wochen begleitet.

Fallbeispiel eines 11-monatigen Kindes mit schwerer Unterernährung

Der 11 Monate alte Kalo wurde vor 7 Wochen im Cap Anamur Krankenhaus in Lwere aufgenommen. Mit 4,2 kg war er schwer unterernährt.
Kinder in diesem Alter sollten ein Normalgewicht von 7,5 Kilogramm aufweisen. Im Krankenhaus erhielt er mehrfach Transfusionen und hatte mit einer Lungenentzündung, Malaria und Durchfällen zu kämpfen, da sein Körper viel zu schwach war um gegen diese Krankheiten anzukämpfen. Anfangs war er so schwach, dass er nur liegen konnte oder auf dem Arm gehalten werden musste.
Nun sitzt und krabbelt er wieder und verzaubert alle mit seinem Lachen. Er wiegt jetzt 6,5 kg und darf nun wieder zu seinen Geschwistern nach Hause. Im Outfeeding-Programm wird die Entwicklung von Kalo noch einige Wochen begleitet und beobachtet. Aber Kalo ist nun wieder so kräftig, dass er Infektionskrankheiten viel besser überstehen kann.